Wissenschaftsastronaut Prof. Dr. Ernst Messerschmid, Stuttgart
Als ich bei meinem Raumflug die letzten Runden um unsere Planeten drehte, sah ich im Licht der Sonne die Erde in wunderschönen Farben. Der Erdschatten wanderte nach Westen und in seinem Gefolge wurden in jeder Sekunde Millionen von Lichtern eingeschaltet – Ausdruck für Leben, Wohlstand und Energie. Nur wenig später, als aus meiner Sicht die Sonne hinter dem Horizont versank, zeigte sich eine fragil erscheinende, hauchdünne blaue Schicht – unsere Atmosphäre. Die Raumfahrt ermöglicht neue Perspektiven, die in kritische Fragen münden. Wie ist die zunehmende Nachfrage nach Energie in Einklang zu bringen mit einer unbelasteten Atmosphäre, wie Wohlstand für alle Regionen mit der Erhaltung eines intakten »Heimatplaneten«?
Rolf Schönlau, WRM | Musik: Mike Turnbull, Detmold
Der Mond war von der Antike bis ins 20. Jahrhundert das Ziel zahlreicher Phantasiereisen. Als phantastische Vehikel für den Flug zum Erdtrabanten, den man früher für einen Planeten hielt, dienten fliegende Pferde, dämonische Schattenbrücken, Fluggestelle mit dressierten Gansas, Tauantriebe, Leichtgasballons oder Sphären mit Antischwerkraftmittel. Das Handbuch für Mondreisende verfolgt den Menschheitstraum bis zu seiner Realisierung im Apollo-Programm und darüber hinaus mit einer zukunftsnahen Vision vom Mondtourismus. Mike Turnbull (Musikburg Sternberg) begleitet die Lesung auf der Berimbau (brasilianischer Musikbogen mit einem ausgehöhlten Flaschenkürbis als Resonanzkörper) und der Kalimba (Daumenklavier). Das Buch erscheint im Verlag Jörg Mitzkat zum Preis von 12,80 EUR.
Michael Recke, Emden
Die rund 6.500 km lange Nordostpassage ist ein Seeweg im Nordpolarmeer entlang der Nordküsten Europas und Asiens, vom Weißen Meer bis zur Beringstraße. Erste Erkundungen fanden im 16. Jahrhundert durch englische und niederländische Seefahrer wie Willem Barentsz statt, scheiterten jedoch im Packeis. Nach drei erfolglosen Expeditionen in den Jahren 1594 bis 1596 unternahmen die Niederländer vorerst keine weiteren Versuche, die Passage zu finden. Willem Barentsz führte während der letzten Reise geographische Messungen durch. 1599 wurde unter seinem Namen eine Karte über die Polargebiete gedruckt.
Käthe Wenzel, Berlin
Im Benediktinerinnenkloster Ebstorf bei Uelzen entstand um 1300 mit einem Durchmesser von 3,6 m die größte Weltkarte des Mittelalters. Entdeckt wurde die aus dreißig zusammengenähten Tierhäuten bestehende Ebstorfer Weltkarte 1830. Die Karte zeigt die Erde nach mittelalterlicher Vorstellung: Die Welt ist in den Leib Christi eingeschrieben. Die Karte enthält 1.500 Texteinträge, 500 Gebäudedarstellungen, Gewässer, Inseln und Gebirge, Menschen, Fabelwesen und Tiere. Neben Rom erscheinen in Europa Städte wie Soest, Lüneburg, Braunschweig, Meißen, Aachen, Köln und Kulmbach. Im Zentrum liegt Jerusalem, im Osten das Paradies. Das Original der Ebstorfer Weltkarte verbrannte im zweiten Weltkrieg. Glücklicherweise bewahrt das Kloster Ebstorf eine Kopie im originalen Maßstab.
Die Exkursion ist eine Veranstaltung des Freundeskreises Weserrenaissance-Museum Schloss Brake. Führung vor Ort vom Kurator der Weltvermesser-Ausstellung, Dr. Michael Bischoff. Anmeldung unter: 05261-9450-10
Dr. Michael Bischoff, WRM
Ein Streifzug durch die Welt der Karten macht mit herausragenden Geographen und Astronomen, Landvermessern und Kartographen, Stechern und Verlegern bekannt. Neben Tätigkeitsfeldern und Selbstverständnis der Kartenmacher begegnen uns auch Götter, Sagengestalten und Narren, die die Welt vermessen.
Schlossfest mit Landsknechten, Samurai und Markt
»Lipper Fähnlein« ist ein loser Zusammenschluss von Akteuren aus Ostwestfalen, die sich der Landsknechtsdarstellung widmen. Die Akteure zeigen, wie man mit Hellebarden und Piken umging, mit Katzbalger und Schweizerdolch kämpfte oder den so genannten Bidenhänder führte. Die Gruppe »Takeda« aus Düsseldorf führt ihren Namen auf den Samurai und Fürsten Takeda Shingen. Er übernahm im Alter von 20 Jahren die Regierung und wurde 1551 Mönch. Ein besonderer Zusammenhang zwischen Landsknechten und den historischen Takeda besteht darin, dass diese japanische Herrscher-Dynastie unterging, weil ihre Gegner westliche Militärstrategien anwendeten. Während die Landsknechte und Samurai im Schlosshof lagern, veranstaltet der Verein »Ars Vivendi« auf dem Schlossgelände einen historischen Markt. Handwerker wie Filzer, Töpfer, Salzsieder und Seiler führen ihre Fertigkeiten vor. Händler bieten ihre Waren an. An der Gewürzkrämerei werden die Handelswege der fernöstlichen Spezereien erläutert. Tavernen und Brätereien halten Köstlichkeiten für den Gaumen bereit. Spielmännern und Gaukler sorgen für Fröhlichkeit.
Kuratorenführungen durch die Ausstellung:
Samstag, 3. Oktober, 14, 16, 18 Uhr,
Sonntag, 4. Oktober, 11, 13 Uhr
Prof. Dr.-Ing. Peter Mesenburg, Essen
Die von Admiral Piri Re´is 1513 gezeichneten Weltkarte wurde auf der Grundlage von mindestens 20 unterschiedlichen Quellenkarten entworfen, unter denen sich wohl auch eine Karte des Christoph Kolumbus befand. Dank der besonderen Sprachbegabung des Kartenautors enthält die Karte auch eine Darstellung der sagenumwobenen Insel Atlantis.
Die 1929 im Topkapi Serail in Istanbul entdeckte Karte liegt heute als Fragment vor. Sie enthält im Wesentlichen die Darstellung der Westküste Europas und die der Ostküste Südamerikas. Ein ebenfalls als Fragment vorhandenes Rumbensystem erlaubte die Rekonstruktion der ursprünglichen Gesamtdarstellung, die möglicherweise bis nach China reichte.
Ensemble Horizonte, Detmold
Die Reise führt vom Europa der Barockzeit gen Osten: Sie streift zunächst Brennpunkte der Kulturen und Schmelztiegel der Völker wie Sizilien, Venedig oder das Baltikum, führt im nächsten Schritt an die kaukasische Grenze Europas, nach Aserbaidschan, um sich sodann dem indischen Subkontinent zuzuwenden. Von hier geht es über Korea nach Japan, dem Ziel Engelbert Kaempfers. Aber es ist nicht mehr das Japan der frühen Neuzeit, das sich gegen jeden äußeren Einfluss abschottete, sondern ein gastliches Land, das den lebhaften Austausch mit der Kultur des Westens sucht. Musik von Jörg-Peter Mittmann, Arvo Pärth, Khadija Zeynalova, Toshio Hosokawa, Giacinto Scelsi, Malika Kishino, Guillaume de Machaut, Claudio Monteverdi u.a.
Sigurd Schade, Anmeldung: VHS Lippe-Ost
Stellen Sie im Atelier des Weserrenaissance-Museums unter Anleitung von Sigurd Schade Ihre eigene Karte her. Holen Sie sich Anregungen beim geführten Rundgang durch die Ausstellung für die Radierung Ihres eigenen Grundstücksplans, einer Straßen- oder Phantasiekarte. Die Kursgebühr beinhaltet den Ausstellungsbesuch und die Materialkosten. Link: VHS Lippe Kursseite
Prof. Dr. Peter Vieregge (Neurologe)
Die Idee, Leistungen des menschlichen Gehirns bestimmten Gebieten der Hirnstrukturen zuzuordnen, ist alt. Die Kenntnis solcher Zuordnungen benötigen im Alltag vor allem Neurochirurgen, die operative Eingriffe zu therapeutischen Zwecken möglichst schonend durchführen wollen. Ältere Vorstellungen, die von landkartenartig abgegrenzten, eher isolierten Gebieten ausgingen, werden zunehmend durch Erkenntnisse überholt, nach denen Gehirngebiete für bestimmte Funktionen in Netzwerken interagieren. Der Vortrag illustriert und erläutert wichtige Aspekte dieser Entwicklungen. Hermann Hickethier (Viola da gamba) und Friedemann Engelbert (Cembalo) spielen Werke von Marin Marais (1656-1728) aus den »Pièces de viole«.
Dr. Heiner Borggrefe, WRM | vegetarischer Imbiss
Es geht um Reiseberichte, Bilder und Karten, die anlässlich der Eroberung von Brasilien im 16. Jahrhundert entstanden. Einige der Einwohner Brasiliens waren rituelle Kannibalen. Frühneuzeitliche Beschreibungen und bildliche Darstellungen ihrer fremdartigen Bräuche prägten das vorwiegend negative Bild, welches die Europäer vom neuen Kontinent Amerika hatten. Wenige Autoren äußerten sich besonnen. Ihre Schilderungen mündeten später in das europäische Bild vom edlen Wilden. Sie entstanden, weil König Heinrich II. von Frankreich um 1550 die Absicht hatte, das Glaubensproblem in seinem Land durch die Gründung einer Hugenottenkolonie in Brasilien zu lösen.
Dr. Detlev Quintern, Istanbul
Im 9. Jahrhundert n. Chr. wandelt sich das geographische Weltbild grundlegend. Ausgangspunkt dieser Innovation ist der arabisch-islamische Kulturraum, dessen Wissenszentrum zu jener Zeit Bagdad ist. Über das Sizilien des 12. Jahrhunderts gelangt das der Wirklichkeit der Gestalt der Erde näherkommende Weltbild auch nach Europa. Dort überwindet es die vordergründig mythologisch geprägten Vorstellungen nach und nach. Der Vortrag wird die lange Wanderung des kartographischen Wissens aus dem Orient nachzeichnen.
Karten im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake
* inkl. Kurzbesuch der Ausstellung | ** inkl. Ausstellungsbesuch